Der letzte Versuch?
Geschichte 1
Als ich ins Haus 1 (Herzberge) kam schützte ich mich davor mich selbst zu verletzen, indem ich mir Socken über die Hände zog oder sie aus den Ärmeln befreite und tief in der Hose versteckte. Das brachten mir die Mitarbeiter so bei so musste ich mich nicht kratzen oder beißen.
Dann sollte sich aber einiges ändern. Plötzlich waren da so junge Typen, die keinen Kittel trugen und sich SSV- selbstverletzendes Verhalten, wie sie es nannten einfach verbaten.
Dann musste ich überall mit hinlaufen und zum Beispiel Obst mit dem Messer schneiden. Mag manchen das Zerkleinern von Bananen mittels scharfer Schneide in der Sinnhaftigkeit fragwürdig erscheinen, ich hatte Zuwendung, zu tun und verlor langsam das Interesse an den Socken.
Das größte war mir die Öffnung der Küche, des einst hinter schwerem, klinkenlosem Holz verborgenen Sesams, aus dem sich täglich viermal der Essenwagen herausschob.
Der Tempel der Kaffeemaschine. Die Schnelligkeit, mit der ich sie zu bedienen verstand schien meine Betreuer zu verblüffen. Aber die schönste Belohnung jeglicher Mühe war dieses heiß, dampfende, äußerst anregende Getränk.
Irgendwann bekam das „Kind ne neue Mutter“, einen neuen Namen und ich keinen Kaffee mehr weil ich noch stärker mit Kot schmierte.
Erst wurden wir eine Station für Komplextherapie und später ein alternatives Wohnprojekt leben lernen.
Dann hieß wieder ich sollte umziehen, schon wieder. Aber es ging nach Alt-Stralau, ich bekam ein eigenes Zimmer und Betreuer, die immer eine Neige brauner Brühe irgendwo stehen ließen. Aber da war noch was, ich musste mich immer mehr in den Alltag einbringen und wenn ich „stänkerte“ und mit meinen Exkrementen spielte regte das niemanden mehr auf. Die blieben einfach gefasst, ignorierten mich gar.
Eigentlich ist mein Leben so auch viel bunter, jetzt gehen die auch mit mir einkaufen und schwimmen, die, die ich einst erfolgreich abgewimmelt habe.
Hmmm, vielleicht ist leben lernen ja ein langer Prozess und man wie Frau hat mehrere Versuche, als den einen letzten?
Anmerkung: 2. Selbstdarstellung wurde von „IHM“ stellvertretend geschrieben